Zimmerpflanzen richtig umtopfen
Warum umtopfen?
- Nährstoffe: Frische Erde liefert verfügbare Nährstoffe. Alte Substrate versalzen und verbacken.
- Wurzelraum: Wachstum braucht Platz. Verdichtete Wurzelballen ersticken.
- Belüftung/Drainage: Neue Mischung bringt Luft an die Wurzeln und leitet Wasser ab.
- Gesundheit: Schädlinge, Pilze, Trauermücken und Salzkrusten lassen sich mit frischem Substrat reduzieren.
- Standsicherheit: Größere oder schwerere Töpfe stabilisieren hohe Pflanzen.
Wann umtopfen?
Beste Zeit: Spätwinter bis Frühjahr, Beginn der Vegetationsphase.
Anzeichen:
- Wurzeln wachsen aus Abzugslöchern oder heben den Ballen aus dem Topf.
- Erde trocknet extrem schnell aus oder bleibt „kalt“ und nass.
- Sichtbare Salzränder, Algen, muffiger Geruch.
- Wachstumsstopp trotz Licht und Dünger.
- Topf kippt leicht oder Pflanze steht zu hoch.
Intervalle nach Pflanzentyp
- Schnellwachsende Tropen (Monstera, Philodendron, Epipremnum): alle 12–18 Monate.
- Feuchtefans (Calathea/Goeppertia, Farne): alle 12–18 Monate, oft Topfgleichwechsel mit frischer Erde.
- Gummibaum, Geigenfeige, Dracaena, Schefflera: alle 18–24 Monate.
- Sukkulenten und Kakteen: alle 24–36 Monate, eher Topfgleichwechsel.
- Orchideen (Phalaenopsis): alle 18–24 Monate oder wenn Rinde zerfällt.
- Palmen (Areca, Chamaedorea): selten größer topfen, lieber Substratwechsel obenauf; 24–36 Monate.
- ZZ-Plant, Bogenhanf: 24–36 Monate, nur bei starkem Durchwurzeln.
Faustregel: Nicht kalendarisch, sondern nach Anzeichen entscheiden.
Vorbereitung: Werkzeuge und Hygiene
- Saubere Schere/Säge, Messer (desinfiziert).
- Abdeckmaterial für den Tisch, Eimer, Gießkanne, Sprühflasche.
- Drainagematerial: Blähton/Bims, grobe Rinde, Tonscherben.
- Passender Topf mit Abzugslöchern, ggf. Untersetzer.
- Substrat frisch anmischen oder aus ungeöffneter Tüte.
- Handschuhe, Bindematerial für Stützen.
Topfwahl
- Größe: 2–4 cm größer im Durchmesser als zuvor. Bei Sukkulenten oft nur Topfgleichwechsel.
- Material: Terrakotta atmet, trocknet schneller; Kunststoff hält länger feucht.
- Form: Eher höher als extrem breit für tiefe Wurzler; für Flachwurzler breiter Topf.
- Abzugslöcher: Pflicht. Untersetzer/Übertopf nach dem Gießen leeren.
Substrat-Grundlagen
- Ziel: luftig, strukturstabil, drainagestark, Wasser speichern ohne Staunässe.
- Verbesserer: Perlit, Bims, Lavagrus, Pinienrinde, Kokoschips, grober Sand.
Mischungsvorschläge (Richtwerte):
- Aroids (Monstera, Philodendron, Epipremnum): 40 % Erde, 30 % Rinde, 20 % Perlit/Bims, 10 % Kokoschips.
- Feuchtefans (Calathea, Farne): 60 % Erde/Kokohum, 20 % Perlit, 10 % Bims, 10 % Rinde; weiches Wasser bevorzugt.
- Gummibaum/Geigenfeige/Dracaena: 50 % Erde, 25 % Perlit, 15 % Bims, 10 % Rinde.
- Sukkulenten/Kakteen: 20–30 % Erde, 70–80 % mineralisch (Bims/Lava/Sand).
- Orchideen (Phal.): 60–80 % Rinde, 10–20 % Sphagnum (sparsam), 10–20 % Perlit/Bims.
Schritt-für-Schritt klassisch
- Anfeuchten: Pflanze am Vortag leicht gießen. Ballen wird elastischer.
- Enttopfen: Topf zusammendrücken/abrollen. Wurzeln vorsichtig lösen.
- Altes Substrat entfernen: Lose Erde abschütteln. Verfilzte Filzmatten mit den Fingern öffnen.
- Wurzelcheck: Gesunde Wurzeln hell/weiß bis hellbraun und fest. Faules, schwarzes, weiches Gewebe sauber zurückschneiden.
- Drainage legen: 1–2 cm Blähton/Bims über den Abzugslöchern, Vlies optional.
- Anheben: Etwas Substrat einfüllen. Pflanze so setzen, dass die alte Erdoberkante später 1–2 cm unter Topfrand liegt.
- Auffüllen: Substrat locker rundum einstreuen. Topf vorsichtig rütteln, nicht stopfen.
- Setzen: Einmal leicht andrücken, Hohlräume vermeiden, Luftigkeit erhalten.
- Angießen: Durchdringend wässern bis Ablauf. Überschuss abgießen.
- Stützen: Hohe Pflanzen anbinden. Sauber machen, Etikett/SKU notieren.
Typische Fehler vermeiden
- Zu großer Topf: Viel nasse Erde, wenig Wurzel → Fäulnisrisiko.
- Verdichten: Erde nicht „stampfen“. Sauerstoff fehlt.
- Keine Drainage: Staunässe vorprogrammiert.
- Falsche Mischung: Tropen in Blumenerde pur, Sukkulenten in torfiger Erde.
- Schmutzige Werkzeuge: Keime/Sporen werden übertragen.
- Direkte Sonne sofort nach Umtopfen: Stress und Blattverbrennungen.
Nachsorge
- Standort: Hell, aber ohne direkte Mittagssonne für 7–14 Tage.
- Gießen: Nach dem Angießen erst wieder, wenn die artgerechte Trocknungsphase erreicht ist. Kein tägliches „Nachfeuchten“.
- Düngen: 4–6 Wochen pausieren. Frische Erde enthält Reserven.
- Luftfeuchte: Leicht erhöhen. Nicht auf Blattachseln empfindlicher Arten gießen.
- Kontrolle: Erste 2 Wochen auf Welke, Fäulnisgeruch, Trauermücken achten.
Sonderfälle
- Orchideen: Nur altes, zerfallenes Rindensubstrat entfernen. Luftwurzeln respektieren. Nach dem Topfwechsel 3–5 Tage nicht wässern, dann tauchen.
- Kakteen/Sukkulenten: Nach dem Eintopfen 7–10 Tage nicht gießen. Wunden kallusieren lassen.
- Palmen: Ungern Wurzeln verletzen. Lieber nur Topfgröße + Substratfrische.
- Riesenpflanzen: „Schubkarren-Methode“: Topf-zu-Topf, Bodenkranz frischer Erde, Wurzelballen nur lockern.
- Wurzelschnitt: Bei Topfgleichkultur vertretbar. Max. 10–20 % Wurzelmasse entfernen, Krone entsprechend einkürzen.
Häufige Fragen kurz
- Direkt nach Kauf umtopfen? Nur bei Kompaktballen, Schädlingsbefall oder matschiger Erde. Sonst 2–6 Wochen akklimatisieren.
- Muss ich immer größer topfen? Nein. Topfgleichwechsel mit frischem Substrat ist oft besser.
- Hydrokultur? Umstellung nur geplant vornehmen. Andere Gefäße, anderes Düngeregime.
Checkliste vor dem Start
- Richtige Jahreszeit?
- Passender Topf + Drainage?
- Substrat zur Pflanze passend gemischt?
- Saubere Werkzeuge?
- Gießplan für die ersten 2–4 Wochen?