Zimmerpflanzen-Schädlinge erkennen – Symptome, Tests, Maßnahmen
Warum früh erkennen?
Frühe Diagnose senkt Schäden und reduziert Chemieeinsatz. Kleinere Populationen lassen sich mechanisch und biologisch kontrollieren. Späte Befälle führen zu Blattverlust, Wachstumsstopp, Sekundärinfektionen.
Grundprinzipien der Diagnose
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Routine: Wöchentlich Ober- und Unterseiten der Blätter prüfen, Triebspitzen, Blattachseln, Substratoberfläche.
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Hilfsmittel: Lupe (10–30×), weiße Unterlage, Gelbtafeln, Taschenlampe, Fotodokumentation.
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Sichtbare Spuren: Honigtau, Rußtaupilz, Gespinste, Häutungsreste, punktförmige Saugstellen (Stippel), Blattdeformationen, Korknarben.
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Ausschluss: Nährstoffmangel, Sonnenbrand, Kälte-/Hitze- oder Gießfehler imitieren Schädlingsbilder. Immer querprüfen.
Schnelle Tests
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Klopftest: Blatt über weißes Papier antippen → bewegliche Punkte = Thripse/Weißfliegen/Spinnmilben.
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Wischtest Honigtau: Klebriger Film auf Blatt/Unterlage = Läuse, Schildläuse, Weiße Fliege.
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Lichttest: Schräges Licht zeigt feine Gespinste (Spinnmilben) und silbrige Fraßschäden (Thripse).
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Gelbtafeln: Adultfänge von Trauermücken, Weißen Fliegen, teils Thripsen.
Häufige Schädlinge im Überblick
Spinnmilben (Tetranychus)
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Erkennen: Feine Gespinste, helle Stippel, Blätter werden grau-grün, später bronzig. Unterseite mit Lupe beweglich.
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Begünstiger: Warme, trockene Luft, viel Sonne.
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Schnelltest: Weißes Papier, Blatt antippen → sehr kleine, schnell krabbelnde Punkte.
Thripse (Fransenflügler)
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Erkennen: Silberne Schabeflächen, schwarze Kotpunkte, verkrüppelte junge Blätter/Blüten. Tiere schlank, 1–2 mm.
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Begünstiger: Trocken-warme Luft, dichter Bestand.
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Schnelltest: Gelb-/Blaukarte, Klopftest.
Blattläuse
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Erkennen: Weiche Kolonien an Triebspitzen, Honigtau, verkrümmte Jungtriebe.
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Begünstiger: Weiches, stickstoffreiches Gewebe, Frühling.
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Schnelltest: Sichtprüfung Triebspitzen.
Wollläuse/Schmierläuse
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Erkennen: Watteartige Polster, weiße „Schneeflocken“, Honigtau. In Achseln, Wurzeln (Wurzelwollläuse).
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Begünstiger: Trockene Luft, Überwinterungsstress.
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Schnelltest: Wattestäbchen mit Alkohol → Belag löst sich, Tiere sichtbar.
Schildläuse
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Erkennen: Festsitzende, harte Schilde (braun/bernstein), Honigtau, gelbe Blätter.
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Begünstiger: Dichte, ältere Bestände, Holzige Arten (Ficus, Citrus).
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Schnelltest: Mit Fingernagel anheben → Schild löst sich, Tier darunter.
Weiße Fliege
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Erkennen: Kleine weiße „Mottchen“ fliegen bei Berührung auf, klebriger Honigtau, gelbliche Blätter.
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Begünstiger: Warm, dicht, hohe Blattmasse.
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Schnelltest: Berührungstest + Gelbtafeln.
Trauermücken (Substrat)
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Erkennen: Kleine schwarze Fliegen am Topf, Larven im Substrat, Jungpflanzen welken.
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Begünstiger: Dauerfeuchte Erde, viel organisches Material.
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Schnelltest: Gelbtafeln; Stäbchenprobe zeigt Larven.
Breite/Erdfloh-/Cyclamenmilben
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Erkennen: Extrem verkrüppelte Neutriebe, verkorkte, löffelige Blätter, blinde Spitzen. Kaum sichtbar ohne starke Lupe.
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Begünstiger: Warm-feucht, enge Bestände.
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Schnelltest: Lupe 30× an Triebspitzen; Ausschlussverfahren.
Schadbild-Matrix (Kurzreferenz)
| Symptom | Verdächtiger | Zusatzhinweise |
|---|---|---|
| Gespinste, Stippel | Spinnmilben | Trocken-warm, Süd-/Westfenster |
| Silberglanz + schwarze Punkte | Thripse | Blüten/Neutriebe deformiert |
| Klebriger Film (Honigtau) | Läuse, Schildläuse, Weiße Fliege | Rußtaupilz bildet sich |
| Wattepolster | Wollläuse | In Achseln/Wurzeln, schwer zu tilgen |
| Festsitzende Schilde | Schildläuse | Hart ablösbar, an Holztrieben |
| Fliegen aus Topf | Trauermücken | Erde zu nass, Larven wurzelnah |
| Löffelige, verdrehte Spitzen | Breite/Cyclamenmilben | Tiere mikroskopisch klein |
Sofortmaßnahmen bei Verdacht
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Quarantäne: Befallene Pflanze separieren.
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Mechanisch: Abbrausen (Blattunterseiten), Wattestäbchen mit Alkohol bei Woll-/Schildläusen, befallene Teile zurückschneiden.
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Kultur anpassen: Zu nasse Erde trockener führen, Luftfeuchte bei Spinnmilben erhöhen, Stickstoffdüngung reduzieren.
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Monitoring: Gelbtafeln setzen, Fotos im Wochenabstand.
Behandlungsoptionen (indoor-tauglich)
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Insektizidseifen: Gegen Läuse, Thripse-Jungtiere, Weiße Fliege. Blätter vollständig benetzen, Unterseiten.
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Hortikulturelle Öle/Paraffin-/Rapsöl: Ersticken weichhäutige Stadien, auch Schild-/Wollläuse bei Wiederholung. Empfindliche Arten testen.
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Neem (Azadirachtin) / Neemöl: Fraßhemmung, Häutungsstörung. Wirkt langsam, mehrfach anwenden.
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Spinosad: Stark gegen Thripse/Weiße Fliege; Etikett beachten, Wiederholung.
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BTI (Bacillus thuringiensis israelensis): Speziell gegen Trauermückenlarven im Gießwasser.
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Nützlinge: Raubmilben (z. B. Phytoseiulus gegen Spinnmilben, Amblyseius cucumeris gegen Thripse), Schlupfwespen, SF-Nematoden gegen Trauermücken. Stabil bei 20–25 °C und ausreichender LF.
Grundsatz: Mehrfachbehandlung im Intervall passend zum Lebenszyklus (z. B. alle 7 Tage, 3–4 Runden). Immer Blattunterseiten benetzen.
Vorbeugung
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Neue Pflanzen: 2–3 Wochen separieren, kontrollieren.
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Hygiene: Abgefallene Blätter entfernen, Übertopf sauber, Staub von Blättern wischen.
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Gießregime: Keine Dauerfeuchte → weniger Trauermücken und Pilzprobleme.
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Luftmanagement: Spinnmilben hassen höhere LF und leichte Luftbewegung.
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Ernährung: Keine Überdüngung mit Stickstoff. Festes Gewebe ist weniger attraktiv.
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Bestandspflege: Nicht zu dicht stellen. Luftzirkulation sichern.
Verwechslungen vermeiden
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Salz-/Gießschäden: Braune Spitzen ohne Honigtau/Gespinste → Kulturfehler prüfen.
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Pilzflecken: Konzentriert, ringförmig, oft ohne Honigtau.
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Korkflecken bei Calathea/Peperomia: Dauernässe oder kalte Zugluft, keine Insekten.
Artenhinweise (Auswahl)
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Ficus: Häufig Schild-/Wollläuse bei trocken-warmer Luft.
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Monstera/Philodendron: Thripse an Neutrieben beliebt.
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Calathea/Farne: Spinnmilben bei zu trockener Luft.
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Hoya: Wollläuse in Achseln, Knospen.
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Sukkulenten: Wollläuse in Rosetten und Wurzelbereich.
Maßnahmenplan Schritt für Schritt
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Identifizieren: Lupe, Tests, Fotos.
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Isolieren: Abstand zum Bestand.
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Mechanisch reduzieren: Abwaschen, abstreifen, schneiden.
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Wirkstoff/Nützling wählen: passend zum Schädling und Raumklima.
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Intervall ansetzen: z. B. Tag 0/7/14/21.
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Kultur anpassen: LF, Gießrhythmus, Düngung.
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Kontrollieren: Gelbtafeln, Blattunterseiten, Neutriebe.
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Nachbeobachten: Noch 3–4 Wochen engmaschig prüfen.
FAQ kurz
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Ist Dünger Schädlingsbekämpfung? Nein. Er stärkt nur indirekt.
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Alkohol auf Blättern? Punktuell mit Wattestäbchen ok, großflächig Vorsicht.
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Mittel wechseln? Ja, bei hartnäckigen Thripsen im Wechsel einsetzen.
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Essig/Spüli-Hausmittel? Risiko für Blattverbrennungen. Besser geprüfte Seifen/Öle.