Temperatur für Zimmerpflanzen – Bereiche, Risiken, Praxis
Warum Temperatur zählt
Temperatur steuert Stoffwechsel, Wasserverbrauch und Photosynthese. Zu kalt bremst Enzyme. Zu warm erhöht Transpiration und Stress. Ziel sind stabile Bereiche je Art mit Tag-Nacht-Unterschied.
Grundwerte
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Wohnraum-Standard: 18–24 °C am Tag. 16–20 °C in der Nacht.
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Winternacht am Fenster: oft 12–16 °C. Kältebrücken beachten.
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Hitzespitzen im Sommer: über 28 °C. Lüften und beschatten.
Richtwerte nach Pflanzentyp
| Typ | Tag | Nacht | Winterminimum | Hinweise |
|---|---|---|---|---|
| Tropen-Blattpflanzen (Monstera, Philodendron, Epipremnum) | 20–26 | 18–22 | 15–16 | Gleichmäßig, keine Zugluft |
| Ficus (elastica, lyrata) | 20–25 | 18–20 | 15–16 | Kein kalter Luftzug |
| Calathea/Goeppertia, Maranta | 20–24 | 18–22 | 17–18 | Warm und feucht, weiches Wasser koppeln |
| Farne (Nephrolepis, Asplenium) | 18–23 | 16–20 | 14–16 | Gleichmäßige Feuchte |
| Hoya | 18–26 | 16–20 | 14–15 | Kühle Nächte fördern Blüten |
| Spathiphyllum | 18–24 | 16–20 | 15–16 | Unter 15 °C Wachstum schwach |
| Dracaena, Schefflera | 18–24 | 16–20 | 14–15 | Zugluft vermeiden |
| Pilea, Peperomia | 18–24 | 16–20 | 15 | Nässe bei Kühle meiden |
| Orchideen (Phalaenopsis) | 20–26 | 18–22 | 17–18 | Temperaturdifferenz fördert Blüte |
| Sukkulenten | 18–30 | 12–20 | 10–12 trocken | Winter kühler und sehr trocken |
| Kakteen | 20–35 | 12–18 | 5–10 trocken | Helle, kühle Ruhe für Blüten |
| Palmen (Areca, Chamaedorea) | 18–24 | 16–20 | 14–16 | Keine Heizungsluft direkt |
| ZZ-Plant, Bogenhanf | 18–28 | 15–20 | 12–14 | Sehr tolerant, Staunässe vermeiden |
Temperaturen in °C. Winterminimum gilt bei trockenerer Haltung.
Was passiert bei zu kalt
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Enzyme verlangsamen. Wasseraufnahme sinkt. Erde bleibt nass.
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Symptome: Weiches, dunkles Laub. Blattfall von innen. Glasige Flecken nach Zugluft. Wurzelfäule bei nasser Erde.
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Kritisch: Kälteschock durch Lüften, Treppenhaus, kalte Scheiben. Tropenarten reagieren schnell.
Was passiert bei zu warm
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Transpiration steigt. Blätter welken trotz feuchter Erde. Salzstress nimmt zu.
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Symptome: Hängende Spitzen am Nachmittag. Trockene Ränder. Blühverzicht. Spinnmilben bei trockener Luft.
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Abhilfe: Beschatten, Luftfeuchte erhöhen, Gießrhythmus anheben, aber Staunässe vermeiden.
Standortwahl im Raum
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Südfenster: Im Sommer filtern. Abstand 30–80 cm reicht oft.
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Westfenster: Heiße Nachmittage. Vorhang oder Abstand.
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Ostfenster: Stabil und mild. Ideal für viele Tropen.
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Nordfenster: Kühler und dunkler. Für robuste Arten.
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Fensterbank Winter: Kalte Scheibe, Zugluft. Pflanze vom Glas abrücken. Untersetzer isolieren.
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Heizkörpernähe: Luft trocken und heiß. Abstand halten. Verdunsterschale nutzen.
Kopplung mit Wasser und Luftfeuchte
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Warm = mehr Verbrauch. Gießen anheben. Düngung moderat.
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Kühl = weniger Verbrauch. Gießmenge senken. Lange Nässe vermeiden.
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Warme trockene Luft → Spinnmilben. Warme feuchte Luft → Pilzgefahr bei Dauernässe.
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Ziel-LF für Tropen: 50–60 %. Für Calathea eher 60–70 %.
Nachtabsenkung
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2–4 °C kühler in der Nacht ist gesund. Fördert Atmung, Blütenansatz bei Hoya, Orchideen, Zitrus.
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Keine extremen Sprünge. Keine Kaltluftschneise.
Messen und Steuern
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Thermometer direkt am Pflanzenstand. Nicht nur Raumthermostat.
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Min/Max-Logger für Tag/Nacht-Spitzen.
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Zugluft-Check: Handtest beim Lüften.
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Isolationspads unter Töpfen an kalten Fensterbänken.
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Beschattung: Vorhänge, Plissees, Diffusorfolien.
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Luftbewegung: Leiser Ventilator auf niedrig. Keine direkte Strömung.
Jahreslauf
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Winter: Licht niedrig, Luft trocken, Fenster kalt. Weniger gießen. Pflanzen näher ans Licht. Kälte von unten isolieren.
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Frühling: Wachstum startet. Temperatur steigt. Bewässerung und Düngung langsam erhöhen.
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Sommer: Hitze managen. Beschatten. Luftfeuchte erhöhen. Morgens gießen.
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Herbst: Reduzieren und auf Winterregime umstellen.
Umtopfen und Temperatur
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Nach Umtopfen stabil warm halten. Keine pralle Sonne. Keine Kälteschocks.
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Sukkulenten nach Topfwechsel erst abheilen lassen. Dann vorsichtig wässern.
Typische Fehler
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Topf direkt auf kaltem Stein oder Metall.
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Winterlüften mit Pflanze im Zug.
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Heizungsluft ohne Ausgleich der Luftfeuchte.
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Sommerhitze hinter Glas ohne Beschattung.
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Kühle + nasse Erde kombiniert.
Schnelldiagnose
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Blattfall unten bei Ficus im Winter → zu kalt oder Zugluft.
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Weiche Stiele bei warmem Raum → zu nass plus Wärme.
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Braune Ränder bei Hitze → Trockenluft, Salzstress.
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Glasige Flecken nach Lüften → Kälteschaden.
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Keine Blüte bei Hoya/Phal. → fehlende Nachtabsenkung.
Checkliste pro Standort
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Tag- und Nachttemperatur notieren.
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Abstand zur Scheibe prüfen.
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Heizung, Lüftung, Türen beachten.
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Topf isolieren, falls Untergrund kalt.
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Gießplan an Temperatur koppeln.
Artenhinweise kurz
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Monstera/Philodendron: 20–26 °C. Unter 15 °C schwach.
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Ficus lyrata/elastica: 20–25 °C. Kein Zug.
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Calathea: nie unter 17 °C. Warm und feucht.
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Farne: 18–23 °C. Gleichmäßig feucht.
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Hoya: 18–26 °C. Kühle Nächte gut.
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Spathiphyllum: 18–24 °C. Unter 15 °C vermeiden.
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Orchideen (Phal.): 20–26 °C mit Nachtabsenkung.
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Sukkulenten/Kakteen: warm und hell, Winter kühl und trocken.