Outdoorpflanzen-Schädlinge erkennen: Symptome, Tests, Gegenmaßnahmen

Ziel

Früh erkennen, korrekt diagnostizieren, passend reagieren. Erst Kulturführung optimieren, dann mechanisch/biologisch eingreifen. Chemische Mittel sind letzte Option.


Früherkennung: System statt Zufall

  • Routine: 1× pro Woche kontrollieren. Blattober-/unterseiten, Triebspitzen, Blattachseln, Knospen, Stämme, Bodenoberfläche.

  • Hilfsmittel: Lupe 10–30×, weiße Unterlage/Schüttelprobe, Gelb-/Blautafeln, Pheromonfallen (spezifisch), Taschenlampe, Foto-Dokumentation.

  • Indizien: Honigtau, Rußtau, Gespinste, Kotkrümel, Fraßlöcher, Miniergänge, Gallen, Blattkräuseln, Korknarben, Bohrmehl.


Schnelltests

  • Schütteltest: Trieb über weißes Papier schlagen → bewegliche Punkte = Thripse/Spinnmilben/Blattläuse/Weiße Fliege.

  • Honigtau-Wischtest: Klebriger Film auf Blatt/unterhalb → Läuse, Schildläuse, Weiße Fliege.

  • Gespinst-Lichttest: Schräg anleuchten → feine Netze der Spinnmilben sichtbar.

  • Boden-Stäbchentest: Holzstab in Erde → Larven/Trauermücken, Engerlinge erkennbar.

  • Lockstoff/Monitoring: Pheromonfallen für Buchsbaumzünsler, Apfelwickler, Traubenwickler.


Schadbild-Matrix (Kurzreferenz)

Symptom Wahrscheinlicher Verursacher Zusatzhinweise
Klebrige Blätter, Rußtau Blattläuse, Schildläuse, Weiße Fliege Ameisen „melken“ Kolonien
Silberglanz + schwarze Kotpunkte Thripse Deformierte Neutriebe/Blüten
Feine Gespinste, helle Stippel Spinnmilben Heiß-trockenes Wetter
Skelettierfraß an Blättern Käfer/Larven, Raupen, Dickmaulrüssler Nachtaktiv, Fraßbuchtungen
Fensterfraß, Schleimspuren Schnecken Feucht-milde Nächte
Miniergänge in Blättern Minierfliegen/Motten Schlauchförmige Gänge
Aufgekräuselte Blätter Blattläuse, Kräuselmilben Bei Steinobst typisch
Nadeln vergilben, Saugsymptome Sitkalaus, Blattläuse an Koniferen Unterseiten kontrollieren
Triebe welken/knicken Bohrer/Engerlinge, Trauermückenlarven Boden/Triebbasis prüfen
Lochfraß an Kohl/Salat Erdraupen, Kohlweißling Schwarzer Kot auf Blättern

Die häufigsten Schaderreger im Garten

Blattläuse (diverse Arten)

  • Erkennen: Dichte Kolonien an jungen Trieben/Knospenspitzen, Honigtau, Ameisen.

  • Wirtspflanzen: Rosen, Obst, viele Stauden/Gemüse.

  • Maßnahmen: Kolonien abstreifen/abspülen, Nützlinge fördern (Marienkäfer, Florfliegen, Schlupfwespen), Stickstoffdüngung mäßigen, Ameisenbarrieren. Bei starkem Druck Kaliseife/Ölpräparate wiederholt.

Wollläuse/Schmierläuse

  • Erkennen: Watteartige Polster, Honigtau.

  • Wirtspflanzen: Kübelpflanzen, Zitrus, Oleander.

  • Maßnahmen: Punktuell mit Alkohol-Wattestäbchen, Ölpräparate mehrfach, Quarantäne. Topfballen auf Wurzelwollläuse prüfen.

Schildläuse

  • Erkennen: Harte Schilde, festsitzend, Honigtau.

  • Wirtspflanzen: Ficus, Zitrus, Oleander, Obstgehölze.

  • Maßnahmen: Abkratzen, Ölpräparate in Intervallen; Nützlinge in Gewächshaus.

Thripse

  • Erkennen: Silberne Schabeflächen, schwarze Kotpunkte, verformte Neutriebe/Blüten.

  • Wirtspflanzen: Rosen, Sommerblumen, Gemüsejungpflanzen.

  • Maßnahmen: Blautafeln, dichte Bestände lichten, Benetzungsbehandlungen (Seife/Öl) wiederholt; in Schutzkultur Raubmilben (Amblyseius).

Spinnmilben

  • Erkennen: Feine Gespinste, helle Saugstippel, bronzefarbene Blätter.

  • Begünstiger: Heiß, trocken, windstill.

  • Maßnahmen: Kräftig abbrausen Blattunterseiten, LF lokal erhöhen, Raubmilben, ölhaltige Mittel in Serie.

Weiße Fliege

  • Erkennen: Kleine „Mottchen“, fliegen auf, Honigtau.

  • Wirtspflanzen: Tomate, Gurke, Zier.

  • Maßnahmen: Gelbtafeln, Unterseiten behandeln, Nützlinge im Gewächshaus.

Dickmaulrüssler (Erwachsene + Larven)

  • Erkennen: Buchtenfraß am Blattrand (nachts), Larven fressen Wurzeln → Welken.

  • Wirtspflanzen: Rhodo, Hortensie, Erdbeeren, Efeu, Kirschlorbeer.

  • Maßnahmen: SF-Nematoden gegen Larven (bodenfeucht, >12 °C), Bretter/Verstecke auslegen und Käfer absammeln.

Buchsbaumzünsler

  • Erkennen: Fraß, Gespinste, grün-schwarz gestreifte Raupen, Kotkrümel.

  • Maßnahmen: Pheromonfallen zur Flugzeit, konsequentes Absammeln/Abbrausen, Rückschnitt, bei starkem Befall zugelassene Präparate nach Flugmonitoring.

Schnecken (Nacktschnecken)

  • Erkennen: Schleimspuren, großflächiger Fraß an jungen Pflänzchen.

  • Maßnahmen: Abends absammeln, Barrieren (Kupferband, Scharfkanten), trockene Mulchmaterialien, Bierfallen außerhalb Beete, zugelassene Eisen-III-Phosphat-Köder.

Minierer (Fliegen/Motten)

  • Erkennen: Helle Gänge im Blatt, Larve sichtbar.

  • Maßnahmen: Befallene Blätter entfernen, Nützlinge, Abdeckung bei Jungpflanzen.

Kohlweißling, Kohlmottenschildlaus, Erd-/Heer-/Gamma-Raupen

  • Erkennen: Lochfraß, Kot, Raupen an Blattunterseiten.

  • Maßnahmen: Frühe Netze (Gemüseschutz), Absammeln, BT-Präparate zielgenau bei Jungraupen.

Blattkäfer, Lilienhähnchen, Kartoffelkäfer

  • Erkennen: Leuchtend rote Käfer (Lilie), gelb-schwarze (Kartoffel), Larven schleimig/dunkel.

  • Maßnahmen: Absammeln, Kulturwechsel, bei starkem Druck zugelassene Mittel zielgerichtet.

Trauermücken (Kübel/Anzucht)

  • Erkennen: Schwarze Fliegen, Larven im Substrat, Sämlinge kippen.

  • Maßnahmen: BTI ins Gießwasser, trockener führen, gelbe Tafeln, Substrat oberflächlich mineralisch.


Kulturgruppen: typische Befälle

  • Rosen: Blattläuse, Sternrußtau begünstigt durch dichte, feuchte Bestände → luftig pflanzen, morgens wässern, regelmäßiger Schnitt.

  • Beeren/Obst: Blattläuse, Apfelwickler (Wurm im Apfel), Kirschessigfliege bei weichen Früchten → Fallen/Netze, Erntehygiene, Fallobst entfernen.

  • Gemüse: Kohl (Kohlweißling, Erdflöhe), Tomate (Weiße Fliege, Thripse), Salat (Schnecken) → Kulturschutznetze, Mischkultur, rechtzeitiges Pikieren.

  • Koniferen: Sitkalaus, Spinnmilben bei Trockenheit → Wasserhaushalt stabil, Staub abwaschen.


Entscheidungsbaum: Was tun nach der Diagnose?

  1. Befallsstärke: Einzeltiere → beobachten/absammeln. Kolonien/Flugspitzen → handeln.

  2. Kultur anpassen: Licht, Abstand, Luft, Gießrhythmus, Stickstoffdüngung prüfen.

  3. Mechanisch: Abbrausen, Absammeln, Rückschnitt, befallene Teile entsorgen.

  4. Biologisch: Nützlinge passend zum Schädling, BT/BTI, Seifen/Öle mit vollständiger Benetzung, Intervalle beachten.

  5. Chemisch (falls nötig): Nur zugelassene Mittel für Kultur/Schädling, Bienenschutz und Auflagen beachten, punktgenau, im Wechsel der Wirkmechanismen.


Vorbeugung mit System

  • Standort & Boden: Passende Pflanze, gesunder Boden, Mulch, Kompost maßvoll.

  • Wasserführung: Morgens, bodennah, Blätter trocken halten.

  • Ernährung: Keine Überdüngung mit N; Kalium stärkt Gewebe.

  • Bestandspflege: Auslichten, Abstände, Mischkulturen, Blühstreifen für Nützlinge.

  • Hygiene: Falllaub, befallene Pflanzenteile, Fruchtreste entfernen. Werkzeuge säubern.

  • Monitoring: Fallen rechtzeitig setzen, Kalender für Flugzeiten führen.


Häufige Verwechslungen

  • Nährstoffmangel vs. Saugsymptome: Mangel homogen, oft ohne Honigtau/Gespinst.

  • Pilz vs. Fraß: Blattflecken mit konzentrischen Ringen ≠ Insektenfraß.

  • Sonnenbrand/Kälte: Glasige, verbrannte Stellen nach Extremwetter, keine Tiere/Spuren.


Checklisten

Wöchentliche Kontrolle

  • Blattunterseiten, Triebspitzen, Blattachseln

  • Klebrigkeit/Honigtau? Gespinste? Kotkrümel?

  • Fallen ablesen, dokumentieren

Vor Behandlung

  • Schädling eindeutig identifiziert?

  • Wetterfenster trocken/windstill?

  • Nützlingsverträglichkeit geprüft?

  • Etikett, Dosierung, Intervall festgelegt?