Zimmerpflanzen richtig düngen
Zweck des Düngens
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Nährstoffnachschub: Topferden sind begrenzt. Nährstoffe werden verbraucht oder ausgewaschen.
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Wuchs & Vitalität: Ausreichend Nährstoffe sichern Blattmasse, Wurzelbildung, Blüte.
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Stresstoleranz: Gut versorgte Pflanzen verkraften Trockenheit, Schnitt, Umtopfen schneller.
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Pflanzenschutz indirekt: Kräftige Pflanzen sind weniger anfällig für Schädlinge. Dünger ersetzt keinen Pflanzenschutz.
Was passiert ohne Düngen?
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Mangelerscheinungen:
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Stickstoffmangel: blasse, kleine Blätter, schwacher Wuchs.
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Phosphormangel: dunkles, teils rötliches Laub, schwache Blüte/Wurzel.
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Kaliummangel: weiche Triebe, braune Blattränder.
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Eisenmangel: helle Jungblätter mit grünen Adern.
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Folgen: Wachstumsstopp, Anfälligkeit für Spinnmilben, Thripse, Schildläuse steigt.
Was passiert bei Überdüngung?
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Salzstress: Blattspitzen verbräunen, Wurzeln verbrennen, Erde versalzt.
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Symptome: Hängende Blätter trotz feuchter Erde, weiße Krusten am Topfrand.
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Gegenmaßnahme: Mit viel weichem Wasser durchspülen, Düngergaben aussetzen, ggf. Substratwechsel.
Nährstoffgrundlagen kurz
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Makro: N (Wuchs), P (Wurzeln/Blüte), K (Stabilität/Stress).
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Sekundär: Ca, Mg, S.
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Mikro: Fe, Mn, Zn, Cu, B, Mo.
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Verhältnis (Zimmerpflanzen allgemein): Ausgewogen, z. B. NPK 3-1-2 oder 2-1-2 für Blattpflanzen; Blüher häufiger 1-1-2 in der Blütephase.
Düngearten
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Flüssigdünger: Schnell steuerbar. Für Gießwasser. Standard im Haushalt.
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Langzeitdünger (Stäbchen, Kegel, umhüllte Granulate): Konstant, aber weniger fein dosierbar.
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Organisch: Schonender, mikrobiell vermittelt, langsamer wirksam.
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Mineralisch: Direkt verfügbar, präzise dosierbar, Überdüngungsrisiko höher.
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Blattdüngung: Schnell bei Mangel, nur auf unbeschädigtem Laub, nie in praller Sonne.
Wasserqualität, pH, EC
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Wasser: Zimmerwarm, möglichst weich. Hartes Wasser verstärkt Salzstress und Chlorosen.
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pH im Substrat: Ziel 5,5–6,5 für die meisten Tropenarten.
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Leitfähigkeit (EC): Für Zimmerpflanzen moderat. Ohne Messgerät: immer schwächer als etikettiert starten (50–75 % der Empfehlung).
Intervalle nach Pflanzentyp
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Tropische Blattpflanzen (Monstera, Philodendron, Epipremnum): März–Sept. alle 2–4 Wochen schwach düngen. Okt.–Feb. sparsam oder pausieren.
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Feuchtefans (Calathea/Goeppertia, Farne): schwach aber regelmäßig. Salzempfindlich → niedrige Konzentration.
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Blühpflanzen (Anthurium, Spathiphyllum): in Blüte alle 2–3 Wochen, Ruhephase reduzieren.
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Sukkulenten/Kakteen: Wachstumszeit alle 4–6 Wochen, Winter nicht. Speziellen Kakteendünger nutzen.
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Orchideen (Phalaenopsis): „Wöchentlich, schwach“ ist bewährt: jede 2.–3. Wässerung, ¼–½ Dosierung; zwischendurch mit klarem Wasser spülen.
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Langsamwachsende/robuste Arten (ZZ, Bogenhanf): selten, alle 6–8 Wochen gering dosiert.
Regel: Lieber oft schwach als selten stark. Auf Licht und Wachstum reagieren.
Anwendung Schritt für Schritt
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Erde prüfen: Nur auf leicht feuchtes Substrat düngen, nie knochentrocken.
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Mischung herstellen: Etikettendosis reduzieren (50–75 %).
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Gießen/Düngen: Langsam, bis unten etwas abläuft, Überschuss aus Übertöpfen nach 10–15 Min. entfernen.
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Abwechseln: 1× düngen, 1× nur gießen oder je nach Art.
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Spülgänge: Alle 4–8 Wochen mit viel weichem Wasser Salze auswaschen (ausgenommen stark salzempfindliche Arten vorsichtig).
Wann nicht düngen?
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Direkt nach Umtopfen: 4–6 Wochen Pause.
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Bei Krankheit/Schädlingsdruck: Erst Ursache beheben.
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Im dunklen Winter: Reduzieren oder pausieren, wenn kaum Wachstum.
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Bei trockener Erde: Erst mit Wasser anfeuchten, dann düngen.
Düngen & Schädlingsmanagement
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Mythos „Dünger gegen Ungeziefer“: Dünger bekämpft keine Schädlinge.
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Wahr: Vitalität ↑ → Befallsdruck relativ ↓. Überdüngung mit weichem Gewebe → Thripse/Blattläuse profitieren oft.
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Praxis:
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Gleichmäßige, moderate Versorgung.
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Bei Befall: Isolieren, klebrige Gelbtafeln gegen Trauermücken, geeignete Mittel/biologische Nützlinge einsetzen, Gießrhythmus prüfen.
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Salzkrusten entfernen, Erde ggf. teilweise ersetzen.
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Häufige Fehler
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Volle Etikettendosis bei wenig Licht → Salzstress.
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Düngen auf trockene Erde → Wurzelverbrennungen.
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Dauerhafte Hochkonzentration → Algen, Trauermücken, pH-Drift.
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Einheitsdünger für alles → Sukkulenten und Calatheas leiden.
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Kein Spülen → schleichende Versalzung.
Spezialfälle
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Hydrokultur/Lechuza: Nach Systemvorgabe. Leitwert kontrollieren, Nährlösung wechseln, Salzbrücken vermeiden.
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Semi-Hydro (LECA, Pon): Niedrige Konzentration, regelmäßige Spülung, Reservoir nicht überdosieren.
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Moos-/Sphagnumkultur: Sehr sparsam düngen, sonst braun/abbau.
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Variegate: Etwas weniger düngen; Verbrennungen treten schneller auf.
Diagnose: Mangel vs. Überdüngung
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Mangel: ältere Blätter werden gleichmäßig blass (N), junge Blätter chlorotisch mit grünen Adern (Fe). Wachstum langsam.
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Überdüngung: verbrannte Spitzen, dunkelgrüne aber schlaffe Blätter, Krusten.
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Vorgehen: Bei Zweifel spülen, 2–3 Wo. pausieren, dann halbierte Dosis.
Jahreslauf
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Frühling: Steigern, bei Lichtzunahme Intervalle verkürzen.
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Sommer: Volles Programm, bei Hitze Bodenfeuchte beobachten.
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Herbst: Langsam reduzieren.
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Winter: Bei Zusatzlicht moderat weiter, sonst Pause.
Checkliste vor jeder Gabe
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Wächst die Pflanze sichtbar?
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Ist das Substrat leicht feucht?
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Wann zuletzt gespült?
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Schädlinge ausgeschlossen?
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Dosierung an Licht/Art angepasst?